Paartherapie - Informationen
Hintergrundinformation zur Paartherapie
Im folgenden möchte ich einige wesentliche Aspekte von Partnerschaft
beleuchten die aus meiner Sicht in Paarkonflikten und damit auch in meinem
Verständnis von Paartherapie eine zentrale Rolle spielen:
Das Prinzip von Polarität und Ganzheit
In der Wahl unseres Partners suchen wir (teilweise auch unbewusst) eine
Ergänzung zu unseren Wesen und damit zu all jenen Seiten, die wir nicht
leben. Das beginnt bereits mit der biologischen Tatsache, ein Mann / eine
Frau zu sein und dementsprechend eine gegengeschlechtliche Ergänzung
zu suchen (in heterosexuellen Partnerschaften auf der biologischen und
psychischen Ebene, bei homosexuellen Partnerschaften in erster Linie auf
der psychischen Ebene).
(Denn ob heterosexuelle oder homosexuelle Beziehung:) In einer
Partnerschaft suchen wir auch Wesensmerkmale im Partner, zu denen wir
uns bewusst oder unbewusst hingezogen fühlen, und die damit eine Seite in
unser Leben bringen, die uns vollständig und ganz zu machen verspricht.
So kommt es oft, dass sich zwei Menschen in einer Partnerschaft
zusammenfinden, bei der der eine Partner z.B. einen ausgeprägten Sinn für
Ordnung, Struktur und Beständigkeit hat, während der andere einen
besonderen Sinn für kreative Spontaneität und emotionale Lebendigkeit. In
anderen Partnerschaften lebt der eine Partner besonders den Pol der
Individualität und Eigenständigkeit, während der andere Partner den Pol von
Verbundenheit und Zugehörigkeit lebt.
Was auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheint, ergibt in
Wirklichkeit ein stimmiges Ganzes in sich, wenn man die Beziehung als
eigenen Organismus betrachtet. Dieser Oganismus braucht beide Seiten und
ist erst dann vollständig. Das erklärt auch die oft zu beobachtetende
Dynamik, dass je mehr ein Partner seinen Pol lebt, desto kompromissloser
der andere wiederum seinen Pol vertritt. So wird immer eine Balance
zugunsten der Ganzheit gewahrt.
Partnerschaft als Entwicklungsaufgabe
Darin ist auch die eigentliche Entwicklungsaufgabe einer Partnerschaft
enthalten: Es reicht der Seele eines Menschen nicht, die ungelebten Seiten
über den andersartigen Partner in sein Leben zu holen. Vielmehr ist der
Partner die ständige Herausforderung, das was er vorlebt, selbst in sich zu
entwickeln und in sein eigenes Leben zu bringen und auf diese Weise
vollständiger zu werden - vollständiger in den Gestaltungsmöglichkeiten,
vollständiger in den Fähigkeiten, in den Wesenszügen - vollständiger als
Mensch. Darin wird auch deutlich, dass nicht der andere Partner einen
glücklich machen kann (wie viele meinen) sondern die Beziehung zum
Partner.
Der Unterschied zwischen beiden Haltungen hat große Auswirkungen: In der
ersteren Haltung wird der Partner unter dem Aspekt gesehen wird, was ich
von ihm bekommen kann. Es entspricht der Haltung eines Kindes, welches
die Beziehung zu seinen Bezugspersonen ausschließlich unter diesem
Aspekt der Bedürfniserfüllung sieht. Es liegt auf der Hand, dass kein Partner
auf die Rolle des Erfüllungsgehilfen für die Bedürfnisse des anderen
reduziert werden möchte.
Die zweite Haltung hingegen beinhaltet ein größeres Maß an aktiver
Verantwortung für die eigene Zufriedenheit in der Beziehung. Man könnte sie
in dem Satz zusammenfassen: Wenn ich etwas in meiner Partnerschaft
vermisse, liegt es daran, dass ich es nicht hineingebe.
Der tiefere Sinn einer Partnerschaft besteht also weniger im “gegenseitigen
Erbringen von emotionalen Dienstleistungen” sondern darin, über die Nähe
zu seinem Partner sich selbst näher zu kommen. Das wiederum führt zu
intensiverer Nähe zum Partner. Das macht den eigentlichen Reichtum in
einer Partnerschaft aus. Es bedeutet natürlich nicht, dass die Erfüllung von
Bedürfnissen und Wünschen keinen Stellenwert in einer Partnerschaft haben
sollte. Im Gegenteil: Wünsche und Bedürfnisse sind bildlich gesprochen der
Treibstoff in einer Beziehung. Aber so wie bei einer Autofahrt das Tanken
nicht im Mittelpunkt der Reise steht (wohl aber eine grundlegender
Bestandteil dessen ist), so verhält es sich in einer Partnerschaft.
Konflikte und Krisen als Entwicklungsmotor und Wachstumschance
Konflikthaft wird eine Partnerschaft dann, wenn die Pole in Konkurrenz
zueinander stehen, bei der die Eigenart des einen vom anderen nur noch in
seinen Schatten-Aspekten gesehen wird. In einem zunächst bewunderten
Ordnungssinn wird auf einmal das enge, zwanghafte, unlebendige gesehen,
wie auch umgekehrt in der kreativen Spontaneität nun das chaotische,
schlampige, unzuverlässige erkannt wird. Der zunächst als eigenständig und
individuell bewunderte Partner wird nun als bindungs- und
beziehungsunwillig (oder -unfähig) angesehen, während der zunächst als
zugewandt und engagiert bewunderte Partner mehr und mehr als
abhängiger, lästig klammernder und unselbständiger Mensch betrachtet wird.
Manchmal können die Partner dabei den Eindruck gewinnen, bei der Wahl
des Partners einer Mogelpackung aufgesessen zu sein, bei der nun endlich
die wahre Natur des anderen ans Tageslich kommt.
Doch in Wirklichkeit ist weder die Sichtweise aus der Zeit des anfänglichen
Verliebtseins falsch noch die spätere Sichtweise. Es sind die beiden Seiten
der gleichen Medaille, die nun sichtbar werden.
Das führt zwangsläufig zu Konflikten. Denn wenn der Partner nun nicht mehr
der ist, den ich ursprünglich in ihm/ihr gesehen habe, dann bringt er auch
nicht mehr jene Aspekte in mein Leben, die ich am Anfang an meinem
Partner so geschätzt habe. Ich bin nun also auf mich selbst zurückgeworfen.
Das ist für viele der Beginn, eines jahre- und jahrzehntelangen Versuches,
den Partner zu missionieren oder umzuerziehen. Er/sie soll gefälligst wieder
zu dem Menschen werden, in den ich mich ursprünglich verliebt hatte. So
hartnäckig wie die Veränderungsversuche sind, so hartnäckig widersetzt sich
der Partner. Denn es liegt auf der Hand, dass kein Mensch sich nur deshalb
verändert, nur weil der Partner damit Schwierigkeiten hat. Vielmehr wird sich
ein Mensch ur dann ändern, wenn er die insicht in dieNotwendigkeit gewinnt.
Alles andere sind eher Versuche der Anpassung, die meist nicht dauerhaft
aufrecht erhalten werden können.
Wenn ich nicht in meinen Vorwürfen an meien Partner steckenbleiben
möchte, dass er wieder der mensch zu sein hat, den ich ursprünglich in ihm
gehen habe, dann bin ich herausgefordert, diese Seite, die ich gerne mehr in
meinem Leben hätte, selbst in mir zu entwickeln, anatstt sie bei meinem
Partner vergeblich zu suchen. .
Biografischer Aspekt: Ich werde immer so in meiner Partnerschaft behandelt,
wie ich mich selbst behandle - und ich behandele mich so, wie ich von
meinen wichtigsten Bezugspersonen aus der Kindheit behandelt wurde
(diesen Zusammenhang habe ich unter Psychotherapie ausführlicher
beschrieben).
Prinzip der Eigenverantwortung / Differenzierung. Eine Beziehung ist eine
Co-Produktion
Vorwürfe sind eine Ausrede für eigenverantwortliches Handeln
Vorwürfe sind ein Ersatz für eigenverantwortliches Handeln.
Grenzen haben Vorrang vor den Bedürfnissen des anderen
Der langsamere bestimmt das Tempo
Der weniger Hungrige bestimmt die Menge
Respekt und Selbstrespekt.
Copyright © 2018 Jakob Fuhrmann - Letzte Aktualisierung: 01.01.2023
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